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Wall Street

Die Kosten des Market Timing: Ein Blick auf den SMI

26.10.2023
Felix Niederer

Market Timing scheint auf den ersten Blick eine verlockende Strategie zu sein. Kaufen, wenn die Preise niedrig sind, und verkaufen, wenn sie hoch sind – wer möchte das nicht? Die Realität ist jedoch komplexer und die Kosten des Market Timing sind oft hoch.

In diesem Blogbeitrag werfen wir einen genaueren Blick darauf, warum Market Timing eine riskante Strategie sein kann und warum es sich oft auszahlt, während des Auf und Ab der Märkte investiert zu bleiben.

Die Kosten verpasster Chancen

Eine der Hauptkosten des Market Timing sind verpasste Gelegenheiten. Sie werden auch als Opportunitätskosten bezeichnet. Oft verkaufen Anleger zu früh und kaufen zu spät. Dadurch verpassen sie die besten Tage an der Börse. Historische Daten zeigen, dass die besten Tage oft in Zeiten erhöhter Volatilität auftreten, also in Bärenmärkten oder kurz nach den schlechtesten Tagen.

Ein Blick auf die 10 besten Tage des SMI (Swiss Market Index) zwischen Januar 2003 und Dezember 2022 verdeutlicht dieses Phänomen. Einige der beeindruckendsten Renditen traten kurz nach starken Markteinbrüchen auf. Beispielsweise stieg der SMI am 13. Oktober 2008 um 11.39 Prozent, nur drei Tage nachdem er um 7.79 Prozent gefallen war. Ähnliche Muster waren auch in anderen Zeiträumen zu beobachten.

Die Kosten des Market Timings auf lange Sicht

Langfristig haben Anlegerinnen und Anleger, die während des Auf und Ab der Märkte investiert bleiben, historisch bessere Ergebnisse erzielt als diejenigen, die versuchen, den Markt zu timen. Eine langfristige Anlagestrategie ermöglicht es Anlegern, von den Aufwärtsbewegungen der Märkte zu profitieren, ohne die besten Tage zu verpassen.

Um die Kosten des Market Timings auf lange Sicht zu verdeutlichen, können wir einen Blick auf eine 20-jährige Zeitspanne werfen. Eine Fehleinschätzung des Marktes von nur wenigen Tagen kann sich erheblich auf die Rendite auswirken. Historische Daten zeigen, dass der Versuch, den Markt zu timen, den Wert eines Portfolios erheblich reduzieren kann. Wenn man auch nur den besten Tag verpasst hat, ist die Rendite über 20 Jahre um 34 Prozent gesunken.

Die übersehenen Kosten des Market Timings

Neben den Opportunitätskosten verursacht Market Timing auch hohe Transaktionskosten.

Explizite Transaktionskosten

Die expliziten Transaktionskosten setzen sich hauptsächlich aus Stempelabgaben und Courtagen zusammen.

Die Stempelabgabe ist eine Gebühr, die beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren anfällt. Sie beträgt für inländische Wertpapiere wie z.B. ETF 0.075 Prozent und für ausländische Wertpapiere 0.15 Prozent des Transaktionsbetrages. Entscheidend für die Höhe der Abgabe ist das Domizil des Fonds (inländische oder ausländische ISIN).

Courtagen hingegen sind Gebühren, die an Broker oder Handelsplattformen für die Abwicklung von Transaktionen bezahlt werden. Die Höhe dieser Gebühren kann stark variieren und sollte bei der Wahl des Handelspartners berücksichtigt werden.

Implizite Transaktionskosten

Implizite Transaktionskosten hingegen beziehen sich auf den Spread und den Devisenkurs (FX), die im Zusammenhang mit Wertpapierhandel auftreten. Als Spread wird die Handelsspanne zwischen Kauf- und Verkaufskurs bezeichnet. Je enger der Spread, desto geringer sind die indirekten Transaktionskosten.

Und beim Handel mit Wertschriften in Fremdwährungen kommt neben dem Spread der Wertschriften in der jeweiligen Fremdwährung noch der Spread auf den Wechselkursen hinzu. Denn Banken und Broker geben selten den Interbanken-Kurs an ihre Kunden weiter, sondern verschieben den Kurs um den sogenannten FX-Markup.

Während expliziten Transaktionskosten als Courtagen und Stempelsteuern von ihrem Broker ausgewiesen werden, bleiben die impliziten Transaktionskosten meist verborgen. Letztere sind oft aber grösser als die ausgewiesenen Gebühren und Steuern. Beiden Transaktionskosten ist aber gemein, dass sie Ihre Rendite schmälern.

«Buy and Hold» Strategie

Insgesamt zeigen die Kosten des Market Timing, dass diese Strategie oft teurer sein kann, als es auf den ersten Blick scheint. Anleger, die versuchen, den Markt zu timen, laufen Gefahr, die besten Markttage zu verpassen und langfristig Renditeverluste zu erleiden.

Eine erfolgversprechendere Strategie für die meisten Anleger ist «Buy and Hold». Dabei werden Aktien und andere Anlagen langfristig gehalten, ohne ständig auf Marktveränderungen zu reagieren. Historische Daten zeigen, dass diese Strategie langfristig überwiegend bessere Ergebnisse erzielt als Market Timing.

Wenn es sichere Signale für das Market Timing gäbe, würden sie von vielen genutzt werden. Die Realität ist jedoch komplexer.

Letztendlich ist es ratsam, eine Anlagestrategie zu verfolgen, die den eigenen finanziellen Zielen und dem individuellen Risikoprofil entspricht. Eine solide, langfristige Strategie, die Marktschwankungen berücksichtigt, kann helfen, die Kosten des Market Timing zu vermeiden und die langfristigen Renditen zu maximieren.

Disclaimer: Wir haben für den Inhalt dieses Artikels grosse Sorgfalt angewendet. Trotzdem können wir Fehler nicht ausschliessen. Die Gültigkeit des Inhalts beschränkt sich auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Über den Autor

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Felix Niederer

Gründer und CEO True Wealth. Nach seinem ETH-Abschluss als Physiker war Felix erst mehrere Jahre in der Schweizer Industrie und darauf vier Jahre bei einer grossen Rückversicherung im Portfoliomanagement und in der Risikomodellierung tätig.

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