MSCI World: Was der Welt-ETF nicht kann

15.05.2025
Felix Niederer

Der Aktienindex MSCI World bzw. sein breiter diversifiziertes Geschwister All Country World (ACWI) ist für viele zum Synonym für ETF-Sparen geworden. Die langfristige Performance kann sich sehen lassen. Doch ebenso hoch ist das Klumpenrisiko.

Eine Anlage in den MSCI World oder den ACWI war rückblickend kein schlechtes Investment. Als Index gibt es den MSCI World seit 1986, als ETF seit 2005. Die durchschnittliche Jahresrendite vor Steuern beträgt rund 8% in der Ursprungswährung Dollar und rund 5% in Schweizer Franken. Allerdings setzen die beiden Welt-ETF eine sehr hohe Risikotoleranz voraus, also die objektive und subjektive Fähigkeit des Anlegers, Phasen hoher Volatilität und Verluste tragen zu können. Und die können hart sein. Der maximale Kursrutsch überschritt in der jüngeren Vergangenheit bereits zweimal die 50%-Marke, nämlich beim Platzen der Dotcom-Blase und im Zuge der globalen Finanzkrise.

Es dauerte mehrere Jahre, bis die früheren Höchststände wieder erreicht wurden. Die meisten ETF-Sparer sind relativ neu und haben diese Erfahrung noch nicht gemacht. Werden sie einen kühlen Kopf bewahren, wenn die Volatilität in diesem Umfang zurückkehrt?

Zu viel Tech, zu viel Dollar

Der MSCI World deckt über 1’300 Unternehmen aus Industrieländern ab. Doch trotz dieser Diversifikation reicht eine Schwäche des US-Aktienmarktes aus, um einen heftigen Rückschlag auszulösen, wie die Anleger beim Trump’schen Zollschock erfahren mussten. Schliesslich machen US-Aktien im MSCI World rund 70 Prozent aus, gefolgt von Japan mit 5 Prozent. Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien fehlen völlig. Auch im ACWI, der neben den entwickelten Industriestaaten auch Schwellenländer umfasst, ist die US-Lastigkeit mit über 60 Prozent sehr hoch.

Diese bemerkenswerte Unwucht ist dem ungebremsten Aufstieg der Technologiegiganten entsprungen. In ihrer ursprünglichen Form als FAANG bekannt, wird diese Gruppe heute gemeinhin unter dem Begriff Magnificent Seven zusammengefasst. Diese glorreichen Sieben sind Nvidia, Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Meta und Tesla.

Wem die US-Dominanz nicht geheuer ist, auch angesichts der Entwicklungen in Washington, muss die Zusammensetzung des Portfolios anpassen. Entweder, indem er den Welt-ETF mit anderen ETF ergänzt oder indem er sein Portfolio von vornherein auf einem Bündel aus verschiedenen ETF aufbaut.

Small- und Midcaps fehlen weitgehend

Das kleinste Unternehmen im MSCI World pendelt je nach Marktlage um einen Börsenwert von 1,5 bis 2 Milliarden Franken. Für bekannte Schweizer Unternehmen wie Stadler Rail oder Orell Füssli ist diese Schwelle zu hoch.

Wer ein robusteres Engagement in Small und Mid Caps sucht, benötigt spezifische Indexprodukte wie den SPI oder regionale Small/Mid Cap ETF. Auch hier bietet ein Portfolio aus verschiedenen ETF mehr Flexibilität.

Fehlende Diversifikation über Anlageklassen

Ein Welt-Aktien-ETF basiert auf Aktien. Für viele Anleger, insbesondere solche mit mittlerem Risiko oder Anlagehorizont, ist dies zu wenig diversifiziert. Es fehlen Immobilieninvestments, Rohstoffe und je nach Risikotoleranz auch festverzinsliche Wertschriften. Diese Anlageklassen weisen unterschiedliche Korrelationen zu Aktienmärkten auf und helfen, das Risiko in verschiedenen Zins- und Marktphasen zu streuen. Mit einem Set von mehreren ETF kann solch ein Multi-Asset-Portfolio effizient aufgebaut werden.

Währungsabsicherung nicht graduell steuerbar

Für Schweizer Anleger, die ihren Finanzbedarf in der Entnahmephase hauptsächlich in Schweizer Franken decken müssen, kann eine leichte Übergewichtung des Heimmarktes oder eine teilweise Währungsabsicherung sinnvoll sein. Wer also den MSCI World im Depot hat, könnte sich überlegen, zwei ETFs zu kombinieren: einen währungsgesicherten und einen nicht währungsgesicherten.

FX-Hedging kostet etwas Rendite. Und langfristig ist es nicht sinnvoll, das gesamte Portfolio abzusichern. Ein Mittelweg wäre beispielsweise, das US-Exposure zu 1/3 mit einem währungsgesicherten ETF abzusichern und 2/3 ungesichert zu lassen. Damit würde das Dollarrisiko zumindest teilweise neutralisiert und man wäre für den Fall einer weiteren, schmerzhaften Frankenaufwertung besser gewappnet. Und ein eingedämmtes Fremdwährungsrisiko macht persönliches «Risikobudget» frei für andere Anlagen, zum Beispiel mehr Aktien. Mehr dazu im Videopodcast «Mit Währungsabsicherung die Rendite langfristig verbessern».

Fehlende Flexibilität in der globalen Asset Allokation (und kein Risikomanagement)

Die globalen wirtschaftlichen Gleichgewichte können lange Zeit stabil erscheinen, bis sie sich abrupt ändern. Der MSCI World bildet die Gewichtung der Weltmärkte blind ab, ein davon unabhängiges Risikomanagement fehlt.

Ändern kann sich auch der eigene Anlagehorizont, der oft durch die Pensionierung, ein Hauskauf oder andere wichtige finanzielle Meilensteine bestimmt wird. Ein statischer Welt-ETF lässt sich in diesen Fällen nicht an die neuen Lebensumstände anpassen. Ein ETF-Portfolio auf Baukastenbasis hingegen schon.

Aus diesen Gründen setzt True Wealth in den Portfolios seiner Kundinnen und Kunden nie auf einen einzigen Fonds. Auch weniger offensichtliche Klumpenrisiken behält der Online-Vermögensverwalter im Blick. So ist in seinen optimierten Portfolios das US-Exposure niedriger als im MSCI World und das Fremdwährungsrisiko ist teilweise abgesichert.

Für die Umsetzung wählt True Wealth aus über 10’000 auf dem Markt erhältlichen ETFs die besten aus. Damit Anleger jederzeit flexibel bleiben und eine möglichst individuelle Anlagestrategie verfolgen können. Mit Erfolg seit über 10 Jahren.

Disclaimer: Wir haben für den Inhalt dieses Artikels grosse Sorgfalt angewendet. Trotzdem können wir Fehler nicht ausschliessen. Die Gültigkeit des Inhalts beschränkt sich auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Über den Autor

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Felix Niederer

Gründer und CEO True Wealth. Nach seinem ETH-Abschluss als Physiker war Felix erst mehrere Jahre in der Schweizer Industrie und darauf vier Jahre bei einer grossen Rückversicherung im Portfoliomanagement und in der Risikomodellierung tätig.

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