Daytrading: Wie viele Trader verlieren Geld?

10.06.2025
Oliver Herren

Daytrading verspricht grosse Gewinne in kürzester Zeit. Doch für wie viele Trader erfüllt sich dieses Versprechen? Oder verliert die grosse Mehrheit?

Bestimmt kennen Sie die Stories: Daytrader, die mit ein paar cleveren Trades schnelle Gewinne erzielten, ihren Bürojob kündigten und jetzt ein Leben in Freiheit geniessen.

Der Traum vom Daytrading verspricht grosse Gewinne in kürzester Zeit. Darum versuchen sich ganz normale Menschen am schnellen Spiel an der Börse. Manche fangen ohne weitere Vorbereitung einfach an (und stellen nach den ersten Verlusten fest, dass es ganz so einfach wohl doch nicht ist). Andere stellen vorher Fragen in Foren und Subreddits.

«95 Prozent aller Trader verlieren Geld», lesen sie dann in einem Artikel. Und in einem anderen Forum lesen sie von der 90-90-90 Regel: «90 Prozent aller Trader verlieren 90 Prozent ihres Kapitals in 90 Tagen». Diese Zahlen sind ernüchternd, aber belegt ist keine. Wir haben uns deshalb in der wissenschaftlichen Literatur auf die Suche nach der Frage gemacht: Wie viele Trader verlieren Geld?

Was sagt die Wissenschaft?

Um es vorwegzunehmen: Die universelle Antwort haben wir nicht gefunden. Denn die meisten Trader geben ganz still und heimlich auf. Sie veröffentlichen ihre Zahlen nicht.

Vielleicht muss man die Frage nach dem Erfolg im Daytrading anders stellen. Die kalifornischen Forscher Brad M. Barber, Yi-Tsung Lee, Yu-Jane Liu und Terrance Odean haben sie in zwei Fragen aufgeteilt: Wie viele Trader sind Trader geblieben und traden immer noch? Und wie viele von ihnen machen regelmässig Profite?

Was sie herausgefunden haben, ist ernüchternd: Die ersten 40 Prozent haben schon innerhalb des ersten Monats wieder aufgegeben. Nach fünf Jahren haben sich insgesamt 93 Prozent vom Trading verabschiedet. (Ich hoffe für sie, dass ihre Verluste nicht allzu gross waren.)

Selbst die restlichen sieben Prozent gehören nicht alle zu den erfolgreichen Tradern. Im Gegenteil. Sie sind zwar nach fünf Jahren immer noch dabei. (Vielleicht haben sie die Börse zum Hobby gemacht? Vielleicht sind sie nur besonders hartnäckig, verlieren zwar ständig Geld, aber haben einfach genug lukrative Haupteinnahmen und glauben noch immer, dass sie es einmal schaffen werden? Das wäre die nächste spannende Studie…)

Nach fünf Jahren noch dabei und ausserdem profitabel sind nur die Besten der Besten. Wie Barber, Lee, Liu und Odean zusammenfassen: «Daytrader mit einer starken Performance in der Vergangenheit erzielen auch in Zukunft starke Renditen. Allerdings sind nach Abzug der Gebühren nur ein Prozent von Ihnen vorherhersagbar profitabel.»

Ein Prozent. Ein einziger Trader von Hundert.

Wieso verlieren Trader?

Overconfidence. Die Studie von Barber et. al. kommt zum Ergebnis, dass viele Trader ihre Fähigkeiten überschätzen und trotz anhaltender Verluste weiter handeln. Diese Selbstüberschätzung führt dazu, dass sie nicht aus ihren Fehlern lernen und dem Markt die Schuld an Verlusten geben. Infolgedessen halten sie an unrentablen Strategien fest.

Hohe Kosten. Häufige Handelsgeschäfte verursachen erhebliche Transaktionskosten, darunter Courtagen, Stempelabgaben und Spreads. Diese Kosten schmälern potenzielle Gewinne und tragen zu Gesamtverlusten bei. Selbst Trader, die vor Abzug der Gebühren Bruttogewinne erzielen, müssen nach Berücksichtigung dieser Aufwendungen oft Nettoverluste verbuchen.

Was sind die Alternativen?

Für langfristige Investoren sieht die Sache zum Glück anders aus. Sie sind auf Dauer gesehen fast alle erfolgreich. Für sie ist der Markt kein Nullsummenspiel. Langfristig nämlich gilt Win-Win. Denn der Kuchen wächst, wenn die Wirtschaft wächst, und davon können alle ein Stück abhaben.

Das bringt zwar selten die zwei- oder gar dreistelligen Renditen, von denen Trader träumen. Dafür gibt es die Belohnung selbst dann, wenn man nicht viel mehr tut als sich zu entscheiden, dass man mitmachen will. Zum Beispiel ganz bequem mit einer Vermögensverwaltung von True Wealth.

Quellen

  • Brad M. Barber, Yi-Tsung Lee, Yu-Jane Liu, Terrance Odean, Ke Zhang, Do Day Traders Rationally Learn About Their Ability? (2017).
  • Barber, Brad M., and Terrance Odean, 2001, Boys will be Boys: Gender, Overconfidence, and Common Stock Investment, Quarterly Journal of Economics, 116, 261-292.
  • Barber, Brad M. and Lee, Yi-Tsung and Liu, Yu-Jane and Odean, Terrance and Zhang, Ke, Learning Fast or Slow? (2019).

Eine frühere Version dieses Artikels wurde am 22.01.2016 veröffentlicht.

Disclaimer: Wir haben für den Inhalt dieses Artikels grosse Sorgfalt angewendet. Trotzdem können wir Fehler nicht ausschliessen. Die Gültigkeit des Inhalts beschränkt sich auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Über den Autor

Oliver Herren
Oliver Herren

Oliver ist einer der Gründer der grössten Online-Shops der Schweiz: Dem Online-Warenhaus Galaxus und dem Elektronikspezialisten Digitec. Zusammen mit Felix hat er 2013 True Wealth AG ins Leben gerufen.

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