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#24 Investieren in Rohstoffe: Eine Einführung

21.05.2024
Felix Niederer

Was sind die Vor- und Nachteile einer Investition in Rohstoffe und wie können Sie als Privatalegerinnen und Privatanleger in Rohstoffe investieren? Darum geht es im nachfolgenden Beitrag.

Rohstoffe sind natürliche Ressourcen, die für die Produktion von Waren und Dienstleistungen, die wir täglich konsumieren, gebraucht werden.

Sie können in drei Hauptkategorien unterteilt werden:

  • Energie,
  • Metalle
  • und Agrarrohstoffe.

Unter die Kategorie Energie fallen Öl, Erdgas, Kohle und andere Brennstoffe, die zur Energieerzeugung verwendet werden. Zu den Metallen zählen Edelmetalle wie Gold und Silber sowie Industriemetalle wie Eisen, Kupfer, Aluminium und Zink, die in der Industrie für verschiedene Zwecke eingesetzt werden. Unter Agrarrohstoffen hingegen versteht man landwirtschaftliche Produkte wie Weizen, Mais, Sojabohnen, Zucker, Baumwolle und andere Agrarprodukte.

Rohstoffe sind zwar anlagefähige Güter, aber im Gegensatz zu vielen anderen Anlageinstrumenten generieren sie keine regelmässigen Dividenden, Zinszahlungen oder sonstige Zahlungsströme. Wer in Rohstoffe investiert, spekuliert also lediglich auf deren Werterhaltung oder Wertsteigerung in der Zukunft.

Der Markt, auf dem Rohstoffe zur sofortigen Lieferung gehandelt werden, wird als Spotmarkt bezeichnet. Es gibt aber auch einen Terminmarkt, auf dem Rohstoffe über sogenannte «Futures» auch auf Termin gehandelt werden. Mit Futures können sich Produzenten und Käufer von Rohstoffen gegen das Risiko von Preisänderungen absichern.

Merkmale von Rohstoffen als Anlageklasse

Die beiden wichtigsten Eigenschaften von Rohstoffen sind zum einen der Inflationsschutz, den sie bieten, und zum anderen ihre Eignung zur Diversifizierung von Portfolios. Bestimmte Rohstoffe, insbesondere Edelmetalle wie Gold und Silber, werden häufig als Inflationsschutz angesehen. Die Erfahrung zeigt, dass ihr Wert auch in inflationären Zeiten stabil bleibt oder sogar steigt, während die Kaufkraft der Währungen sinkt oder die Nationalbanken die Notenpressen anwerfen. Darüber hinaus können Rohstoffe aufgrund ihrer geringen Korrelation mit traditionellen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen zur Diversifizierung von Portfolios und damit zur Verringerung des Gesamtrisikos beitragen.

Risiken von Investitionen in Rohstoffe

Rohstoffe können eine attraktive Anlageklasse sein, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und hoher Inflation. Allerdings bergen sie auch Risiken:

  • Preisvolatilität: Rohstoffpreise können stark schwanken, was zu erheblichen Verlusten führen kann. Der Preis von Rohstoffen wird von Angebot und Nachfrage bestimmt (ausser er wird vom Staat vorgegeben), welche durch diverse Faktoren beeinflusst werden können. Beispielsweise durch geopolitische Ereignisse oder regulatorische Eingriffe.
  • Währungsrisiko: Da viele Rohstoffe in US-Dollar gehandelt werden, sind Anlegerinnen und Anleger dem Risiko von Währungsschwankungen ausgesetzt. Allerdings ist der Nutzwert von Rohstoffen im Grunde unabhängig von der Handelswährung.

Ursachen für die Volatilität der Rohstoffpreise

Eine schwache Wirtschaft senkt oft die Nachfrage nach Rohstoffen. Umgekehrt kann eine boomende Wirtschaft die Nachfrage erhöhen, was oft zu steigenden Preisen führt. Andererseits können auch geopolitische Ereignisse wie Kriege oder Handelsblockaden zu abrupten Preisänderungen führen, wenn sie sich auf den Export, Import oder Transport von Rohstoffen auswirken. Nicht zu vernachlässigen ist auch der Einfluss technologischer Veränderungen. Diese können die Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen langfristig erhöhen oder verringern. So kann z.B. der steigende Anteil erneuerbarer Energien im Stromsektor zu einer Verbilligung fossiler Energieträger führen. Schliesslich spielt bei Rohstoffen auch die Saisonalität eine Rolle. Agrarrohstoffe unterliegen saisonalen Zyklen, die sich auf ihre Produktion und Ernte auswirken. Die Preise für Agrarrohstoffe sind natürlich auch wetterabhängig.

Ist der Handel mit Rohstoffen unethisch?

Wer in Rohstoffe investiert, handelt möglicherweise auch mit Grundnahrungsmitteln wie Weizen, Mais und Zucker. Es herrscht daher ein weitverbreitetes Bild, dass man sich als Anlegerin oder Anleger in die Rolle des Preistreibers begibt und sich damit mitverantwortlich macht, wenn durch Rohstoffspekulation Lebensmittel für Menschen in wirtschaftlich weniger starken Ländern unerschwinglich werden.

Grundsätzlich haben Terminmärkte auf Rohstoffe, an der Produzenten, Abnehmer und Derivatehändler mit spekulativer Absicht zusammentreffen, aber eine nützliche volkswirtschaftliche Funktion, indem sie sowohl Produzenten als auch Abnehmern Schutz vor Preisunsicherheit geben. Ausserdem senden sie wichtige Preissignale aus: Ist beispielsweise im Winter absehbar, dass ein Agrargut wie Weizen im Herbst knapp wird, steigt im Winter sein Terminpreis auf Herbstkontrakte. Das wiederum setzt einen Anreiz für Produzenten mehr Weizen anzubauen, was letztendlich zu einem höheren physischen Angebot und damit zu tieferen Spotpreisen nach der Ernte im Herbst führt.

Wissenschaftliche Untersuchungen kommen denn auch zum Ergebnis, dass abrupte Preissteigerungen im Bereich von Grundnahrungsmitteln in der jüngeren Vergangenheit hauptsächlich realwirtschaftliche Ursachen hatten. Ob die Spekulation zur Preiserhöhung zumindest teilweise beigetragen hat, ist schwer zu sagen, in der Wissenschaft ist der Effekt der Spekulation umstritten. So wurde beispielsweise in der Metastudie «The impact of speculation on commodity futures markets – A review of the findings of 100 empirical studies.» aus dem Jahr 2015 100 Studien miteinander verglichen. Das Resultat: Etwa die Hälfte der Studien erkannten einen Effekt, die andere Hälfte nicht. Eine aktuelle Studie mit dem Titel «Financial Speculation Impact on Agricultural and Other Commodity Return Volatility: Implications for Sustainable Development and Food Security.» aus dem Jahr 2022 beobachtete in den letzten Jahren, auch während der Covid-Pandemie, keinen Zusammenhang zwischen Spekulation und höheren Preisschwankungen.

Der Einsatz von Rohstoffen resp. ihren Terminmärkten in Anlageportfolios bleibt trotzdem eine Wertefrage, in unserem nachhaltigen Anlageuniversum sind Rohstoffe deshalb nicht standardmässig enthalten (aber individuell beimischbar).

Investitionsmöglichkeiten

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man in Rohstoffe investieren kann:

  • Direkte Investitionen: Manche Anlegerinnen und Anleger entscheiden sich dafür physische Rohstoffe wie Goldmünzen, oder Silberbarren zu kaufen und so Rohstoffe direkt zu halten.
  • Futures und Optionen: Erfahrene Anlegerinnen und Anleger können Rohstoff-Futures und -Optionen handeln, um von Preisbewegungen zu profitieren, ohne direkt physische Rohstoffe zu besitzen. Man muss dabei aber wissen, was man macht. Beispielsweise sollte man Futures jeweils vor dem Verfallstermin wieder schliessen, ansonsten muss man sich um deren physische Lieferung kümmern.
  • Exchange Traded Funds (ETF): ETF, welche Rohstoffindizes abbilden, ermöglichen es Anlegerinnen und Anlegern, in ein breites Spektrum von Rohstoffen zu investieren, ohne einzelne Rohstoffe kaufen zu müssen. Mit Ausnahme von Edelmetallen, die einfach lagerbar sind, bilden die meisten Rohstoff-ETF den Rohstoffmarkt über Futures ab.
  • Aktien von Rohstoffunternehmen: Eine vierte, indirekte Möglichkeit in Rohstoffe zu investieren, bieten Aktien von Rohstoffunternehmen. Investitionen in Aktien von Unternehmen, die in der Rohstoffförderung, -verarbeitung oder -distribution tätig sind, bieten ebenfalls indirekte Exposure gegenüber Rohstoffpreisen.

Fazit

Wer in Rohstoffe investieren will, sollte sich je nach bevorzugter Anlagemöglichkeit gut über deren Risiken informieren und verantwortungsvoll damit umgehen. Für Privatanlegerinnen und Privatanleger können Rohstoffe als Anlageinstrument vor allem zur Diversifikation und als Inflationsschutz in wirtschaftlich turbulenten Zeiten geeignet sein. Bei True Wealth setzen wir je nach Risikobereitschaft und Anlagepräferenzen unserer Kundinnen und Kunden einen kleinen Anteil an Rohstoff-ETF ein.

Haben Sie Gold, oder andere Rohstoffe in Ihrem Anlagemix? Schreiben Sie mir eine E-Mail mit Ihrem Feedback.

Disclaimer: Wir haben für den Inhalt dieses Artikels grosse Sorgfalt angewendet. Trotzdem können wir Fehler nicht ausschliessen. Die Gültigkeit des Inhalts beschränkt sich auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Über den Autor

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Felix Niederer

Gründer und CEO True Wealth. Nach seinem ETH-Abschluss als Physiker war Felix erst mehrere Jahre in der Schweizer Industrie und darauf vier Jahre bei einer grossen Rückversicherung im Portfoliomanagement und in der Risikomodellierung tätig.

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