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«Nichts lohnt sich im Kapitalismus so sehr, wie Kapitalist zu sein»

Piketty: Nur wer investiert, wird reich

05.01.2017
Oliver Herren
Zu Gast:

Seit Thomas Pikettys Buch «Das Kapital im 21. Jahrhundert» erschienen ist, werden in der Wirtschaftswissenschaft die Weichen neu gestellt. Das erkennen die Experten der Zunft an. Der Nobelpreisträger Paul Krugman schreibt in der «New York Review of Books» sogar, Pikettys «bahnbrechendes Meisterwerk» werde die ökonomische Disziplin erschüttern, und «die Art und Weise, wie wir über Wohlstand und Armut denken, völlig neu ausrichten».

Seit Thomas Pikettys Buch «Das Kapital im 21. Jahrhundert» erschienen ist, werden in der Wirtschaftswissenschaft die Weichen neu gestellt. Das erkennen die Experten der Zunft an. Der Nobelpreisträger Paul Krugman schreibt in der «New York Review of Books» sogar, Pikettys «bahnbrechendes Meisterwerk» werde die ökonomische Disziplin erschüttern, und «die Art und Weise, wie wir über Wohlstand und Armut denken, völlig neu ausrichten».

Pikettys Wirkung ist gigantisch, und er wirkt nicht nur auf seine Fachkollegen. Auch im klassischen Feuilleton sind er und sein Buch die Stars. Und selbst Hochglanzmagazine überschlagen sich vor Begeisterung: Der «Esquire» rief das Buch sogar zum «wichtigsten Buch des 21. Jahrhunderts» aus. Denn hier stellt ein Ökonom auf den Kopf, wie seine Branche denkt.

Piketty sieht Ökonomie nicht als die Kunst, ein weiteres elegantes mathematisches Modell zu formulieren. Denn die Modelle der Ökonomie basieren allesamt auf Annahmen. Zum Beispiel auf der Fiktion vom Homo Oeconomicus: Ein perfekt informiertes Wesen, das nicht nur alles weiss, was es wissen muss, sondern immer auch völlig rational entscheidet. Und das, seit Vilfredo Pareto dieses Wesen im Jahr 1906 erfunden hat. (Dabei wissen wir alle, dass manche Entscheidungen sehr irrational fallen).

Wirtschaftswissenschaft ohne Fiktion

Stattdessen versteht sich Piketty als Sozialwissenschaftler, der reale Daten sammelt, wenn er reale Phänomene betrachten und reale Probleme lösen will. Darum betreibt er im Verbund mit anderen Wissenschaftlern die World Wealth and Income Database. In aufwändiger Kleinarbeit ist in dieser Datenbank seit ihrer Gründung im Jahr 2011 ein umfassendes Abbild von Einkommen und Vermögen entstanden – wer wie viel besitzt und mit welchem Einkommen er diesen Wohlstand angesammelt hat. Und das nicht nur in einem kleinen Schnappschuss der heutigen Zustände, sondern hunderte von Jahren zurück und für über vierzig Länder der Welt.

Diesen umfassenden Datensatz wertet Piketty mit statistischen Methoden aus. So entsteht ein genaues Abbild der Welt, wie sie vor 150 Jahren war. Wie sie sich über die Jahre entwickelt hat und wie sich jetzt wieder den früheren Zuständen annähert. Kurz zusammengefasst stellt sich das so dar: Es gab grosse Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen bis vor dem Ersten Weltkrieg. Dann eine soziale Angleichung der Klassen, vor allem während dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Und seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts ein Wiedererstarken der alten Ungleichheit.

Klare Erkenntnisse, umstrittene Forderungen

Auf den über 800 Seiten seines Buches beschreibt Piketty das natürlich viel detaillierter. Und er beschreibt nicht nur, er leitet auch her, wie es zu dieser Ungleichheit kommt. Seine Auffassung: Kapitalismus führe zu steigender Vermögenskonzentration, wenn er nicht reguliert werde. Starke Vermögenskonzentration führe zu einer stagnierenden Wirtschaft und sei eine Bedrohung für die Demokratie.

Deshalb fordert Piketty mehr Regulierung und neue und höhere Steuern, unter anderem eine progressive Steuer nicht nur auf Einkommen, sondern auch auf Vermögen. Damit ordnet er sich klar in ein politisches Lager ein: bei den Sozialisten. (Während des Wahlkampfes zur Präsidentschaftswahl in Frankreich 2007 war Piketty wirtschaftspolitischer Berater der sozialistischen Kandidatin Ségolène Royal.)

Piketty glaubt, dass sich der Markt nicht selber regulieren kann. In diesem Glauben muss man ihm nicht folgen. Man muss auch nicht gemeinsam mit ihm nach mehr Steuern rufen. Aber ganz gleich, wo ihr Herz politisch schlägt: Pikettys Beobachtungen muss man wahrnehmen.

Das Kapital wächst schneller als die Wirtschaft

Die Ungleichheit wächst tatsächlich. Der Grund dafür ist anhand Pikettys Daten über die Jahrhunderte zweifelsfrei belegt:

r > g

Die Kapitalrendite (r) ist grösser als das Wirtschaftswachstum (g).

Wenn aber die Kapitalrendite grösser ist als das Wirtschaftswachstum, was heisst das für alle, die als Financiers am Wirtschaftswachstum teilnehmen? Sie profitieren. Sie profitieren sogar überdurchschnittlich: nicht nur im Gleichschritt mit dem Wachstum, sondern mehr und schneller.

Im Grunde haben wir das alle intuitiv längst gewusst. Der Volksmund weiss: Du musst Geld haben um Geld zu machen. Im Grunde erstaunlich, dass diese Erkenntnis erst jetzt wissenschaftlich erhärtet wurde: Nichts lohnt sich im Kapitalismus so sehr wie Kapitalist zu sein.

Es gibt also keine Alternative zum Investieren. Wer Wohlstand will, der muss ihn als Kapitalist begründen. Geld verdient schneller mehr Geld als Arbeit das tut. Nur wer investiert, wird reich.

Arbeit lohnt sich nur im Ausnahmefall

Im Laufe der Geschichte hat es auch Ausnahmen gegeben. In zwei – historisch gesehen kurzen – Phasen, in denen menschliche Arbeit überaus rar war und deshalb teuer. Das war zum einen zu Beginn der Industrialisierung, bevor genug Arbeiter vom Land in die Stadt gezogen sind. Und zum anderen nach den Weltkriegen, als es nicht nur viel wieder aufzubauen gab, sondern auch all die Männer fehlten, die auf den Schlachtfeldern verheizt wurden.

Wie sieht das für die Zukunft aus? Derzeit sind es vor allem zwei Branchen, die mit sehr viel Kapital und vergleichsweise sehr wenig menschlicher Arbeit operieren: Energie und Immobilien. Doch menschliche Arbeit könnte noch in vielen weiteren Branchen unwichtiger werden, je mehr künstliche Intelligenz und Roboter leisten können. Spätestens, wenn selbstfahrende Autos serienreif sind, braucht auch das Transportgewerbe kaum mehr Arbeitskräfte, aber viel Kapital.

So nutzen Investoren ihren Vorteil

Die Kapitalrendite ist grösser als das Wirtschaftswachstum – daraus entsteht der Vorteil für Investoren. Doch dieser Vorteil ist nicht unendlich: seit der industriellen Revolution meist nur 3 bis 5 Prozent. Wer als Investor reich werden will, kann sich also eines nicht leisten: Gebühren, die diesen Vorteil auffressen.

Wer in der Vergangenheit immer reicher geworden ist, hat auch eines getan: die Kosten gedrückt. Das war schon immer einfach für all jene mit den grössten Vermögen. Nur Millionäre zahlen im Private Banking den vollen Listenpreis – Milliardäre verhandeln.

Zum Glück gibt es heute auch für alle Anleger günstige Wege zu einer professionellen Vermögensverwaltung, auch wenn sie keine Verhandlungsmacht gegenüber Banken haben. True Wealth geht in der Schweiz als Pionier voran – mit nur 0,5 Prozent Gebühren, alle Transaktionskosten inklusive.

Disclaimer: Wir haben für den Inhalt dieses Artikels grosse Sorgfalt angewendet. Trotzdem können wir Fehler nicht ausschliessen. Die Gültigkeit des Inhalts beschränkt sich auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Über den Autor

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Oliver Herren

Oliver ist einer der Gründer des grössten Online-Shops der Schweiz: digitec.ch und ebenfalls vom aufstrebenden Online-Warenhaus Galaxus. Zusammen mit Felix hat er 2013 True Wealth AG ins Leben gerufen.

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