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Die 9 häufigsten Anlagefehler – und wie Sie diese vermeiden

07.03.2024
Felix Niederer

Wer sein Geld anlegt, statt auf dem Bankkonto zu lassen, darf langfristig eine bessere Rendite erwarten. Viele Anleger und Anlegerinnen machen aber Fehler, die ihren Anlageerfolg gefährden. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die neun häufigsten Anlagefehler und wie man sie vermeidet.

Anlagefehler 1: Nicht investiert sein

In der Bequemlichkeit des Status quo zu verharren, ist selten erfolgsversprechend. Das gilt auch, wenn es um den Aufbau oder Erhalt eines Vermögens geht.

Wer Vermögen auf dem Bankkonto belässt, dem entgeht ein Renditepotential, dessen langfristige Wirkung oft unterschätzt wird.

Gewiss, Geld investieren kann emotional anstrengend sein – man muss sich mit seiner eigenen Risikofähigkeit und -neigung auseinandersetzen. Und Wertschwankungen im Portfolio aushalten. Aber genau dafür wird man langfristig als Investor belohnt.

Nichtstun kann die eigene finanzielle Situation stark beeinträchtigen. Wer monatlich 1'000 Franken in Aktien investiert, hat – wenn man zur Illustration mit einer effektiven Marktrendite von 5% rechnet – nach 25 Jahren dank Zinseszins fast 300’000 Franken mehr als er einbezahlt hat. Zum Nicht-Investiert-Sein gesellt sich zudem noch der schleichende Verlust der Kaufkraft aufgrund der Inflation (siehe Zinseszinsrechner True Wealth).

Fast eine Verdoppelung in 25 Jahren: Durch den Zinseszinseffekt ergibt sich bei einer regelmässigen Anlage von 1'000 Franken ein Mehrertrag von nahezu 300'000 Franken. Für dieses Rechenbeispiel wird ein Investment von 100% in Aktien und eine jährliche Rendite von 5% angenommen.

Investieren ist mit Risiken verbunden und auf dem Weg zum Ziel gibt es Höhen und Tiefen. Deshalb braucht es eine Anlagestrategie, die zur persönlichen Risikofähigkeit und -neigung passt.

Anlagefehler 2: Keine Strategie

Aktienmärkte sind starken Schwankungen unterworfen. Dagegen hilft nur eines: Eine gute Anlagestrategie.

Eine Anlagestrategie sollte grundsätzlich so riskant wie nur möglich sein, also möglichst viel risikobehaftete Anlageklassen enthalten – aber nur soviel, dass man nach einem starken Markteinbruch noch zu seiner Strategie halten kann (mental, aber auch aufgrund seiner persönlichen finanziellen Situation).

Denn wer nach einer starken Marktkorrektur kalte Füsse bekommt und Anlagen zu verkaufen beginnt oder in eine Anlagestrategie mit weniger Risiko wechselt, realisiert den Verlust und nimmt nicht mehr an der darauffolgenden Markterholung teil. Ein solches prozyklisches Anlageverhalten wirkt dann wie eine Ratsche.

Eine gute Anlagestrategie ist deshalb auf Ihre persönliche Situation und Risikotoleranz zugeschnitten.

Anlagefehler 3: Alles auf eine Karte setzen

Sein gesamtes Kapital in einen oder nur wenige Titel zu investieren geht mit einem erheblichen Verlustrisiko einher. Kein Unternehmen dieser Welt ist vor dem Scheitern gefeit, die Geschichte zeigt, dass auch grosse Unternehmen mit langer Erfolgsgeschichte Konkurs gehen können, man denke an Lehman Brothers, Enron, oder Credit Suisse (die Schweizer Grossbank ging zwar nicht in Konkurs, musste aber gerettet werden und verursachte Anlegern herbe Verluste). Für einen Verlust aus Anlegersicht muss ein Unternehmen auch gar nicht Konkurs gehen, es reicht, wenn sein Aktienwert einbricht.

Eine bessere Strategie ist es, sein Portfolio diversifiziert zu halten und das Anlagerisiko über verschiedene Anlageklassen, Regionen und Industriezweige zu streuen.

In der Praxis bedeutet das: Statt einer Hand voll Aktien, einen ganzen Aktienmarkt. Statt weniger Obligationen, einen breiten Korb an Obligationen. Statt nur in Schweizer Valoren, ein global diversifiziertes Portfolio. Statt nur einer Anlageklasse, verschiedene (liquide) Anlageklassen wie Aktien, Obligationen, Immobilien, Rohstoffe.

Die gute Nachricht: Diversifikation kostet nichts.

Kurz: «Suchen Sie nicht nach der Nadel im Heuhaufen. Kaufen Sie einfach den Heuhaufen», um den legendären ETF-Pionier John Bogle zu zitieren.

Im folgenden Blog erfahren Sie, warum ETF die erste Wahl sind: 5 Gründe, warum wir Portfolios aus ETF bauen

Anlagefehler 4: Hohe Kosten

Der Zinseszinseffekt ist der zuverlässige Kopilot jedes Anlegers. Er sorgt dafür, dass der Wert des Vermögens immer schneller steigt, indem die laufenden Gewinne kontinuierlich reinvestiert werden.

Hohe Kosten hingegen führen zum Gegenteil und wirken wie Sand im Getriebe. Wer wegen hoher Kosten eine Nettorendite von 4 statt 5 Prozent erzielt, braucht 18 statt 15 Jahre, um sein Anfangskapital zu verdoppeln. Und viele Anlagekosten sind versteckt (beispielsweise Produktkosten oder Kursaufschläge bei Währungswechseln).

Kurz: Ein teure Anlagelösung kostet Sie 3 Anlagejahre. Was klein anfängt, macht auf lange Sicht einen wesentlichen Unterschied.

Es lohnt sich, bei der Wahl einer Anlagelösung etwas Zeit zu investieren und auf Kosteneffizienz, Unabhängigkeit und Transparenz zu achten.

Anlagefehler 5: Home Bias

Dem Vertrauten geben wir oft den Vorzug vor dem Unbekannten. Das Bekannte fühlt sich sicherer an.
Das ist ein Urinstinkt, der für unsere Vorfahren überlebenswichtig war. Bei Geldanlagen führt er zur Tendenz, Geldanlagen im Heimatmarkt überproportional zu gewichten. Das ist kein Schweizer Phänomen, sondern überall auf der Welt zu beobachten.

Eine leichte Übergewichtung des Heimmarkts resp. des eigenen Währungsraums muss auch nicht schlecht sein. Eine Anlagestrategie beispielsweise für einen Anleger in der Schweiz sollte berücksichtigen, dass die zukünftigen finanziellen Bedürfnisse und Ausgaben voraussichtlich in Schweizer Franken stattfinden werden.

Ein häufiger Trugschluss ist aber die Annahme, dass Wertschriften kein Währungsrisiko enthalten, wenn sie in Schweizer Franken gehandelt werden. Beispielsweise werden viele ETF an der Schweizer Börse sowohl in Schweizer Franken als auch in US-Dollar oder Euro gehandelt. Das zwar kann helfen, Währungswechsel zu vermeiden, das Währungsexposure bleibt aber dasselbe. Auch erwirtschaften viele Schweizer Bluechips einen hohen Anteil ihres Umsatzes im Ausland, bei Nestlé sind es gegen 99%. Entsprechend reagiert die Aktie auf Schwankungen des Frankens.

Wer in der Übergewichtung von Schweizer Aktien ein Instrument zur Reduktion der Volatilität sieht, sollte sich dessen bewusst sein und seine Anlagestrategie entsprechend ausrichten. Nur wer global investiert ist, kann in vollem Umfang an den Chancen des Weltmarktes partizipieren.

Anlagefehler 6: Aktives Management

Der Versuch, die nächste Aktie günstig zu kaufen und wenig später teuer zu verkaufen, ist notorisch verlockend. Denn schaut man sich Preischarts an, sind die idealen Zeitpunkte der Vergangenheit klar.

Die Entwicklung der Finanzmärkte, insbesondere kurz- und mittelfristig, ist jedoch nicht vorhersehbar. In Zeiten hoher Volatilität wirken Angst und Verlustaversion. Bei einem Crash verkaufen viele in Panik (oft auch weil sie müssen). Umgekehrt in einer Hausse, dann möchte niemand aussen vor bleiben, jagen vielen den Trends hinterher. Fear of Missing Out, auch FOMO genannt, greift um sich.

Aktives Management führt statistisch zu einer Underperformance nach Kosten – von Jahr zu Jahr mehr. Nach 10 Jahren müssen sich bereits 85% der aktiven Fonds vom Markt geschlagen geben. Und es gibt auch kein Erkennungsmerkmal für die Gewinner, Rendite in der Vergangenheit ist ein schlechter Indikator für zukünftige Ergebnisse.

Besser ist es, Market Timing ganz zu vermeiden und unabhängig von der Marktlage die Vorteile einer passiven, indexorientierten Anlagestrategie zu nutzen. Regelmässige Einzahlungen per Dauerauftrag machen die müssige, aber aufreibende Frage nach dem richtigen Einstiegszeitpunkt überflüssig.

Übrigens: Bei True Wealth kosten Ein- und Auszahlungen nichts extra, und es fallen auch keine Handelskommissionen an. Diese sind in der pauschalen Verwaltungsgebühr von 0.25-0.50% inbegriffen.

Anlagefehler 7: Kein Rebalancing

Beim Rebalancing werden die Gewichtungen der Anlageklassen nach definierten Regeln wieder auf die Zielstrategie zurückgeführt, wenn sie zu stark davon abweichen. Dies hat gegenüber einer reinen Buy-and-Hold-Strategie Vorteile.

Ohne Rebalancing würden sich die Gewichtungen der einzelnen Anlageklassen über die Zeit verändern. Der Aktienanteil könnte über die Jahre immer stärker anschwellen. Damit verbunden ist ein höheres Verlustpotenzial als ursprünglich vorgesehen und das Portfolio entspricht nicht mehr der persönlichen Risikotoleranz.

Das Rebalancing sorgt also dafür, dass die Diversifikation langfristig erhalten bleibt und Wertschwankungen wie vorgesehen auch in Zukunft gedämpft werden können.

Anlagefehler 8: Zu häufige Transaktionen

«Hin und Her macht Taschen leer». Diese alte Börsenweisheit besitzt auch heute noch Gültigkeit.

Das häufige Kaufen und Verkaufen wird oft von kurzfristigen Marktschwankungen oder emotionalen Reaktionen auf Nachrichten beeinflusst und kann langfristig zu suboptimalen Ergebnissen führen, da jeder Kauf und Verkauf an der Börse mit Kosten einhergeht und somit die Rendite schmälern kann.

Zu viel Kaufen und Verkaufen kann auch zu erhöhter Nervosität führen. Sie verleitet dazu, immer wieder ins Depot zu schauen und auf vermeintlich riskante oder lukrative Situationen zu reagieren. Dabei entstehen neben den direkten Transaktionskosten auch Opportunitätskosten, da durch den vorübergehenden Ausstieg aus dem Markt Kursgewinne verpasst werden können. Emotionen wie Angst und Gier können zu impulsiven Entscheidungen führen, die sich langfristig meist negativ auswirken.

Besser ist es, langfristige Ziele zu definieren und eine disziplinierte Anlagestrategie zu verfolgen, die auf soliden Grundsätzen beruht. Dies beinhaltet eine regelmässige Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung des Portfolios (beispielsweise wenn sich die persönliche finanzielle Situation ändert), jedoch auf der Grundlage langfristiger Überlegungen statt aufgrund kurzfristiger Trends oder Emotionen.

Anlagefehler 9: Der Herde folgen

Menschen neigen im Allgemeinen dazu, sich am Verhalten anderer zu orientieren. Auch das ein Urinstinkt: Der Masse zu folgen, hat den Einzelnen vor Urzeiten oft vor Gefahren oder sozialem Ausschluss geschützt (aber in der Neuzeit bekanntlich auch ganze Gesellschaften in katastrophale Abgründe geführt).

Im Anlagebereich beschreibt der «Herdentrieb» das Phänomen, dass Anleger dazu neigen, der Masse zu folgen und in bestimmte Anlagen zu investieren, nur weil diese gerade im Trend liegen.

Ein klassisches Beispiel für den Herdentrieb ist die Dotcom-Blase Ende der 1990er Jahre. Viele Anleger investierten damals stark in Technologieaktien, die aufgrund des Hypes um das Internet stark an Wert gewannen. Als die Blase platzte, rieben sich alle die Augen.

Um dem Herdentrieb zu entgehen, ist es wichtig, sich eine unabhängige Denkweise zu bewahren und Anlageentscheidungen fundiert und unabhängig vom Mainstream zu treffen. Und wenn immer möglich eine langfristige Perspektive einzunehmen.

Eine breite Diversifikation über verschiedene Anlageklassen, Industriesektoren und Regionen trägt ausserdem bei, sich dem Herdentrieb zu entziehen.

Disclaimer: Wir haben für den Inhalt dieses Artikels grosse Sorgfalt angewendet. Trotzdem können wir Fehler nicht ausschliessen. Die Gültigkeit des Inhalts beschränkt sich auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Über den Autor

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Felix Niederer

Gründer und CEO True Wealth. Nach seinem ETH-Abschluss als Physiker war Felix erst mehrere Jahre in der Schweizer Industrie und darauf vier Jahre bei einer grossen Rückversicherung im Portfoliomanagement und in der Risikomodellierung tätig.

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