#58 Schweizer Aktien – Schutzschild gegen Währungsrisiken?

30.12.2025
Felix Niederer

Schweizer Aktien werden in Franken gehandelt. Viele Anlegerinnen und Anleger gehen deshalb davon aus, dass sie kein Währungsrisiko tragen. Doch stimmt das wirklich? Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass auch in der Schweiz die Währung eine wichtige Rolle spielt.

Erinnern Sie sich noch an den 15. Januar 2015? An diesem Tag hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) völlig überraschend die Wechselkursuntergrenze zum Euro aufgehoben. Der Franken ist innert Sekunden massiv in die Höhe geschossen – kurzfristig um über 20 Prozent. Dieses Ereignis ging als Frankenschock in die Schweizer Finanzgeschichte ein und veranschaulicht eindrücklich den direkten Effekt von Währungsschwankungen.

Natürlich lässt sich der Effekt eines aufwertenden Frankens auch über längere Zeiträume betrachten. Allerdings wirken in einem langen Zeitraum stets weitere Faktoren mit – insbesondere die Anpassungsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft. Trotz dieser Währungsschwankungen gelang es dem Schweizer Aktienmarkt über die Jahre, im Schnitt etwa fünf Prozent zuzulegen.

Auswirkungen auf Anleihen und Aktien

Die SNB hat den Frankenschock eingehend untersucht. Die Analyse zeigt, dass die schlagartige Aufwertung der Schweizer Währung auf Schweizer Franken-Obligationen nur begrenzte Auswirkungen hatte – unabhängig davon, ob es sich um Staatsanleihen («Eidgenossen») oder Unternehmensanleihen handelt. Dies überrascht nicht, handelt es sich doch um nominale Papiere, die in Franken verzinst und zurückbezahlt werden.

Schweizer Vermögenspreise um die Aufwertung des Schweizer Frankens im Januar 2015

Anders verhielt es sich bei Schweizer Aktien und Rohstoffen wie Gold, die – gemessen in Franken – deutlich an Wert verloren. Dies ist nachvollziehbar: Rohstoffe werden nicht nur in der Schweiz benötigt; ihre Nachfrage ist global, und sie werden überwiegend in US-Dollar gehandelt. Der starke Franken verschärfte die Situation zusätzlich.

Unterschiedliche Reaktionen einzelner Unternehmen

Betrachtet man die Aktien einzelner Unternehmen, zeigt sich ein differenziertes Bild. Die SNB hat dazu eine anschauliche Grafik erstellt, die Gewinner und Verlierer anzeigt.

Drei Schweizer Aktienkurse während der Aufwertung des Schweizer Frankens im Januar 2015

Ein Gewinner war beispielsweise der Immobilienentwickler Swiss Prime Site. Die Firma erwirtschaftet den Grossteil ihres Umsatzes in der Schweiz, und importierte Baumaterialien dürften günstiger geworden sein. Der Aktienkurs blieb entsprechend stabil.

Am anderen Ende des Spektrums traf es Swatch hart. Produktion in der Schweiz, Verkauf hauptsächlich im Ausland – die Kosten fielen in Franken an, die Erträge in Fremdwährungen. Das drückte den zukünftigen Gewinn, und der Markt reagierte sofort und strafte die Aktien ab.

Zwischen diesen Extremen liegt Nestlé. Der Konzern ist global tätig und produziert viel in den jeweiligen Absatzmärkten. Dies wirkt wie ein natürlicher Hedge, sodass die Kursreaktion in Franken moderat ausfiel.

Resilienz des Schweizer Aktienmarktes

Insgesamt zeigt sich: Der Schweizer Aktienmarkt ist kurzfristig zwar unter Druck geraten, hat sich jedoch rasch erholt. Die Schweizer Wirtschaft ist resilient, und viele Unternehmen sind global aufgestellt. Ein Home Bias, also ein gewisser Fokus auf Schweizer Anlagen, kann sinnvoll sein, sollte jedoch nicht übertrieben werden. Diversifikation bleibt entscheidend – über verschiedene Titel, Märkte und Anlageklassen hinweg.

Fazit für Anlegerinnen und Anleger

  • Bewahren Sie einen kühlen Kopf, wenn es kurzfristig zu Schwankungen kommt.
  • Ein gewisser Home Bias ist akzeptabel, sollte aber kein Klumpenrisiko mit sich bringen. Diversifikation über verschiedene Titel, Märkte und Anlageklassen ist entscheidend.

War Ihnen bewusst, dass man auch mit Schweizer Aktien ein Währungsrisiko haben kann? Schreiben Sie mir eine E-Mail mit Ihren Überlegungen.

Disclaimer: Wir haben für den Inhalt dieses Artikels grosse Sorgfalt angewendet. Trotzdem können wir Fehler nicht ausschliessen. Die Gültigkeit des Inhalts beschränkt sich auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Über den Autor

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Felix Niederer

Gründer und CEO True Wealth. Nach seinem ETH-Abschluss als Physiker war Felix erst mehrere Jahre in der Schweizer Industrie und darauf vier Jahre bei einer grossen Rückversicherung im Portfoliomanagement und in der Risikomodellierung tätig.

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