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#39 Wie wird Geld geschöpft?

28.01.2025
Felix Niederer

Die Geldschöpfung bezeichnet den Vorgang, durch den neues Geld in Umlauf gebracht wird. Dies geschieht auf zwei Wegen: Einerseits schöpft die Schweizerische Nationalbank (SNB) Geld durch ihr Notenmonopol, andererseits erzeugen Geschäftsbanken durch Kreditvergabe neues Geld – «quasi aus dem Nichts».

Schauen wir uns an, wie die SNB und Geschäftsbanken Geld schöpfen können und wie sich diese Formen von Geld unterscheiden.

Die Geldschöpfung durch die Zentralbank

Nationalbanken oder Zentralbanken schaffen das sogenannte Zentralbankgeld. Dieses wird ausschliesslich von Zentralbanken geschaffen und umfasst zwei Komponenten: die Noten, die sich im Umlauf befinden, sowie die Sichtguthaben der Geschäftsbanken bei der Zentralbank.

Zentralbankguthaben entsteht beispielsweise, wenn:

  1. die SNB einer Geschäftsbank Wertschriften oder Gold abkauft,
  2. oder wenn sie der Bank einen Kredit gewährt.

Im Gegenzug wird der Kreditbetrag als Sichtguthaben der Geschäftsbank bei der SNB gutgeschrieben, wodurch neues Zentralbankgeld entsteht. Die Geschäftsbanken müssen für den Kredit jedoch Sicherheiten hinterlegen und Zinsen an die Zentralbank zahlen. Wird der Kredit vollständig zurückgezahlt, verschwindet das zuvor geschaffene Zentralbankgeld wieder. Es wird sozusagen «vernichtet».

Der Zweck von Zentralbankgeld

Doch wozu benötigen Geschäftsbanken Zentralbankguthaben?

  1. Mindestreserven: Gesetzliche Vorschriften verpflichten Banken, eine Mindestreserve auf ihrem Zentralbankkonto zu halten. Diese Mindestreserve beträgt in der Schweiz derzeit 4% der Kundenguthaben. Die SNB kann diesen Satz anpassen, um das Preisniveau zu beeinflussen.
  2. Bargeldversorgung: Um die Nachfrage nach Bargeld zu decken, benötigen Geschäftsbanken Zentralbankguthaben, von denen sie Bargeld beziehen können.
  3. Zahlungsverkehr: Für Überweisungen zwischen Banken (also für den Zahlungsverkehr) spielen Zentralbankguthaben eine entscheidende Rolle. Überträgt etwa Herr Müller von Bank A Geld an Frau Koller bei Bank B, wird der entsprechende Betrag bei der Zentralbank vom Konto von Bank A auf das Konto von Bank B umgebucht.

Geschäftsbanken und das Buchgeld

Neben dem Zentralbankgeld gibt es das sogenannte Buchgeld. Im Gegensatz zum Zentralbankgeld bezeichnet Buchgeld die Sichteinlagen der Bankkunden – etwa das Guthaben auf einem Lohn- oder Sparkonto. Obwohl Buchgeld nicht als gesetzliches Zahlungsmittel gilt, stellt es einen Anspruch auf Zentralbankgeld dar. Bankkunden können ihre Sichteinlagen in Bargeld umwandeln oder Überweisungen tätigen, die mit Zentralbankguthaben abgewickelt werden.

Entstehung von Buchgeld

Buchgeld entsteht, wenn eine Geschäftsbank Kredite vergibt, z.B. in Form von Hypotheken. Wenn eine Bank einen Kredit vergibt, wird der entsprechende Betrag auf dem Konto des Kreditnehmers gutgeschrieben. In der Bilanz der Bank erhöht sich dadurch sowohl die Aktivseite (Kredite) als auch die Passivseite (Kundeneinlagen).

In der Praxis wird der Kreditnehmer den Betrag häufig direkt ausgeben, z.B. für den Kauf eines Hauses. Dadurch verringert sich sein Kontostand, während sich das Guthaben des Empfängers bei seiner Bank erhöht. Die Bank des Empfängers kann wiederum einen neuen Kredit in Höhe der Einlage abzüglich der Mindestreserve, die die Bank bei der Zentralbank hinterlegen muss, vergeben.

Dieser Prozess kann sich unendlich fortsetzten und führt zu einer multiplen Geldschöpfung.

Die Risiken und Vorteile von Buchgeld

Für den Endverbraucher sind Bargeld und Buchgeld praktisch das Gleiche. Doch es gibt relevante Unterschiede.

Buchgeld unterliegt – neben dem Inflationsrisiko – einem Kreditrisiko: Geht eine Bank in Konkurs, kann der Kunde seinen Anspruch auf Zentralbankgeld unter Umständen nicht oder nur bis zum Maximalbetrag der Einlagensicherung einlösen. In der Schweiz sind dies in der Regel 100’000 Franken pro Kunde.

Dem stehen aber auch Vorteile gegenüber: Buchgeld ermöglicht einen effizienten Zahlungsverkehr und wirft in normalen Zeiten einen Zinsertrag ab. Zudem ist es sehr praktisch. Stellen Sie sich vor, Sie müssten für eine Online-Bestellung erst Bargeld per Post verschicken, bevor Sie die Ware erhalten.

 

Der Prozess der Geldschöpfung ist nicht leicht zu verstehen. War Ihnen bewusst, wie Banken Geld schaffen? Und welche Fragen sind Ihnen vielleicht noch offen geblieben? Schreiben Sie mir eine E-Mail.

Disclaimer: Wir haben für den Inhalt dieses Artikels grosse Sorgfalt angewendet. Trotzdem können wir Fehler nicht ausschliessen. Die Gültigkeit des Inhalts beschränkt sich auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Über den Autor

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Felix Niederer

Gründer und CEO True Wealth. Nach seinem ETH-Abschluss als Physiker war Felix erst mehrere Jahre in der Schweizer Industrie und darauf vier Jahre bei einer grossen Rückversicherung im Portfoliomanagement und in der Risikomodellierung tätig.

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